Meldungen des Jahres 2023

Meldung vom 20. November 2023

Start unserer Crowd-Aktion: Filmprojekt „Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen“

Heute möchten wir Euch – die Crowd – um Unterstützung für ein aktuelles Werkstatt-Projekt bitten. Mit dem Film "Verlorene Zeit – Gegen das Schweigen" sollen in Vergessenheit geratene Orte der Repression und des Widerstandes gegen die SED-Diktatur wieder sichtbar gemacht werden: Das Frauen- und Jugendgefängnis Hohenleuben bei Greiz, das zentrale Durchgangsheim in Schmiedefeld bei Neuhaus sowie die Geschlossene Venerologische Station im DDR-Bezirkskrankenhaus in Gera.

Das Filmprojekt wird von Torsten Eckold (Geschichtswerkstatt Jena) und Stefanie Falkenberg (Projekt DENKOrte des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk") realisiert. Für die erfolgreiche Umsetzung und die entstehenden Sachkosten gibt es aktuell noch eine Lücke, die wir durch ein Crowdfunding schließen möchten. 

 
Auf der Spenden-Plattform Jena-Crowd haben eine Seite für das Filmprojekt eingerichtet, die am Montag (20.11.) um 10 Uhr freigeschaltet wird: www.jena-crowd.de/verlorene-zeit
 
Das Besondere an der Aktion in diesem Herbst: Die Stadtwerke Jena legen für jede Spende ab 10 Euro weitere 15 Euro hinzu. Aus einer 10 Euro-Spende werden somit sofort 25 Euro für das Projekt! Außerdem gibt es auch eine Menge interessanter Spenden-Prämien zur Auswahl.
Wir freuen uns über jede Form und Höhe der Unterstützung. Danke!
Meldung vom 08. November 2023

Neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ mit Titelthema HAFT-LITERATUR erschienen

In Form von Romanen, Tagebüchern, Gedichten oder Briefen bilden sie ein eigenes Genre der Literaturgeschichte. Von Fjodor Dostojewskis „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ bis zu Nelson Mandelas „Der lange Weg zur Freiheit“, von Hans Falladas „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ bis zu Gabriele Stötzers „Die bröckelnde Festung“, von Warlam Schalamows „Erzählungen aus Kolyma“ bis zu Mustafa Khalifas „Das Schneckenhaus“. Haft-Literatur gab und gibt es überall. Hinzu kommt eine nicht überschaubare Anzahl von Hafterinnerungen im Selbstverlag, die unaufhörlich wächst, vor allem vermehrt durch Berichte über Haftorte in autoritären Staaten und Diktaturen.

Das neue Heft der „Gerbergasse 18“ bietet im Schwerpunkt eine Auswahl von Beiträgen zum Schreiben in der und über die Haft. Die Spannweite reicht von Kassibern, nach außen geschmuggelten Nachrichten, aus dem Speziallager Buchenwald über Haftberichte aus DDR-Gefängnissen bis zur aktuellen Situation von Schreibenden, die aufgrund ihrer Werke in Haft gerieten oder von Verhaftung in ihren Heimatländern bedroht sind.
Das Aufschreiben, dies bestätigen Beratungsstellen für Betroffene von politischer Haft, ist hilfreich im Prozess der Bewältigung, der Heilung und ein mutiger Schritt bei der Befragung der eigenen Biografie. Für andere ist es ein befreiender Akt der Selbstermächtigung über das erlittene Unrecht, ein Triumph gegenüber den dafür Verantwortlichen. Manche memorierten (mangels Stift und Papier) eigene Gedichte oder ganze Dialoge mit dem festen Vorsatz, später über die Hafterlebnisse schreiben zu wollen.
Auch das übrige Heft beschäftigt sich verstärkt mit der Bedeutung von Büchern. Mit einem ausführlichen Beitrag wird der Vor- und Ablauf der nationalsozialistischen Bücherverbrennung am 26. August 1933 in Jena dargestellt. Auf dem Jenaer Marktplatz brannten vor 90 Jahren die Werke unerwünschter Autorinnen und Autoren – zwischen Bier, Blasmusik und Bratwurst. Vor 50 Jahren wurden „Die neuen Leiden des jungen W.“ zu einem deutsch-deutschen Buchereignis, weil das zum Roman umgearbeitete Theaterstück von Ulrich Plenzdorf 1973 sowohl in einem ost- (Hinstorff) als auch in einem westdeutschen Verlag (Suhrkamp) erschien. Über die Entstehung der „edition H“ berichtet ihr Herausgeber Manfred May, der den von Heimerziehung in der DDR Betroffenen durch veröffentlichte Selbstzeugnissen eine Stimme verleiht, jüngst durch drei neue Bände der „Weißen Reihe“.
Rezensionen zu neuen Publikationen zum 17. Juni 1953, zur Autobiografie „Wir wünschten uns Flügel“ des Journalisten Harald Stutte sowie zum angeblich neuen Blick auf die DDR-Geschichte namens „Diesseits der Mauer“ von Katja Hoyer ergänzen die aktuelle Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 108), die wie immer im lokalen Buchhandel oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena erhältlich ist.

Das Inhaltsverzeichnis und Leseproben finden Sie HIER.

Meldung vom 29. September 2023

„Der große Schwof“ im Stadtmuseum Jena. Eine Ausstellungsrezension

„Der Große Schwof. Feste feiern im Osten“ heißt die Fotoausstellung, die seit dem 1. Juli in der Jenaer Kunstsammlung im Stadtmuseum zu sehen ist. „Schwofen war der Begriff für Tanzen gehen, Rumhängen, miteinander sein, Singen, Essen, Saufen, Sex haben. Also alles das, was meistens am Wochenende stattfand: der große Schwof", erzählt die Fotografin und Kuratorin der Ausstellung, Petra Göllnitz, im Interview mit dem MDR. Gezeigt werden Fotografien von 31 professionellen Fotografinnen und Fotografen, die in der DDR wirkten und auf sehr unterschiedliche Weise die damalige Fest- und Feierkulturen einzufangen versuchten. Auf über 300 gezeigten Fotografien wird ein buntes und diverses Bild des Feierns im SED-Staat präsentiert. Zu sehen gibt es großformatige Prints von Feiern und feiernden Menschen zu den unterschiedlichsten Anlässen. Das fotografisch abgebildete Themenspektrum reicht dabei von Punk-Partys über Faschingsfeiern, Hochzeiten, Dorffeste bis hin zu offiziellen staatlichen Feiern wie dem Turn- und Sportfest in Leipzig 1987 oder dem DDR-Nationalfeiertag am 7. Oktober in einem Seniorenheim. Insbesondere den Fotografien von privaten Feierlichkeiten wird dabei viel Platz eingeräumt.
Die Fotografinnen und Fotografen werfen so einen facettenreichen Blick auf die Gesellschaft und das Feiern vor 1990. Dies führt dazu, dass die Ausstellung nicht nur eine einzige Erzählung über die DDR ermöglicht, sondern eine breite, vielschichtige Geschichte des Alltags vermittelt. Dreh- und Angelpunkt ist das titelgebende „das Schwofen“ – ein im Osten gebräuchlicher Ausdruck für das ausgelassene Tanzen.
Der Leipziger Fotograf Ludwig Rauch veranschaulicht durch seine Bilder, wie die Fasson des Sozialismus im diffusen Licht verqualmter nächtlicher Tanzlokale zu verschwimmen beginnt. Die Erzählung von den Freiräumen in der sozialistischen Diktatur zieht sich in gewisser Weise durch die gesamte Ausstellung. Doch sind diese nicht ausschließlich fernab der offiziellen Feste zu finden, wie Harald Hirsch mit seinen Bildern zu zeigen vermag oder auch Jens Rotsch mit seinen Aufnahmen des Leipziger Turn- und Sportfests. Bedrückend leicht kommen die Bilder von Barbara Metselaar Berthold daher. Die von ihr abgelichteten Szenen einer Abschiedsfeier in Ost-Berlin lassen nicht erahnen, dass sich die gezeigten Personen wenig später voneinander verabschiedeten werden, in der Erwartung, nie wieder gemeinsam im selben Land leben zu können, weil ihre Ausreise aus der DDR genehmigt wurde. Harald Hauswalds Kneipenszenen gelingt es durch die sich bewegenden Körper, die unkontrollierte Dynamik des Alkoholrauschs und des wilden Feierns sichtbar zu machen. In einem kleinen Vorführraum werden zudem kurze Interviewsequenzen mit den Künstler:innen abgespielt, in denen diese zu ihren Werken, aber auch über ihre eigene Vergangenheit Interviewt werden. Diese Hintergrundgespräche sind aber auch online nochmals zu sehen.

Obwohl überwiegend schwarz-weiß Fotografien gezeigt werden, wirken diese oft so dynamisch, so lebendig, dass sie quasi als farbig bezeichnet werden könnten. Die angewendete Bildsprache zeigt nicht selten überbelichtete und verschwommene Szenen von tanzenden, feiernden Menschen. Gerade durch diese Ästhetik – amateurhaften Partyfotos nicht unähnlich – wirken viele Ausstellungsfotos auch nach über 30 Jahren nah und lebendig. Die sich drehenden, tanzenden Menschen scheinen nicht still zu stehen, und so ist es fast, als höre man den Lärm der Musik und der feiernden Menschen, als rieche man den Qualm der Zigaretten, den Schnaps und den Schweiß durch die Bilder hindurch in der Gegenwart.
Zur Ausstellung ist ein opulenter Ausstellungskatalog erschienen. Das 240-seitige Buch beinhaltet neben den gezeigten Fotografien auch die dazugehörigen Künstler:innen-Begleittexte aus der Ausstellung sowie weitere Kontextualisierungen zu den Entstehungsbedingungen der Fotos. In der Jenaer Kunstsammlung wird die Ausstellung noch bis zum 15. Oktober 2023 zu sehen ein, ehe sie im nächsten Jahr nach Brandenburg weiterzieht. Ein Besuch lohnt in jedem Fall.


Jonathan Horn
Student Kulturgeschichte, Jena

Meldung vom 14. Juli 2023

Neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ zum Schwerpunkt MUSIK erschienen

Immer wieder prägten musikalisch-politische Ereignisse die deutsch-deutsche Teilungsgeschichte. Darunter der „Beataufstand“ 1965 in Leipzig, als junge Musikfans gegen die rigide Kulturpolitik des SED-Staates aufbegehrten, das Kölner Konzert und die anschließende Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976, der friedensbewegte Auftritt von Udo Lindenberg 1983 im Ostberliner „Palast der Republik“ oder als 1988 über Hunderttausend „Born in the USA“ von Bruce Springsteen auf dem Gelände der Radrennbahn Weißensee hymnisch mitsangen – das größte Konzertereignis in der Geschichte der DDR.
In der neuen Ausgabe der „Gerbergasse 18“ wird der thematische Bogen von der Kirchenmusik bis zum Heavy Metal gespannt. Das zeigt beispielhaft und ausschnittweise, wie vielschichtig und verästelt das Gebiet der musikhistorischen Forschung ist. Aber auch die unmittelbare Gegenwart wirkt zurück auf die Musikhistorie. Der russische Überfall auf die Ukraine veranlasste die „Scorpions“ dazu, den Text ihres Welthits „Wind of Change“ zu ändern. Damit möchte die Band, so Frontmann Klaus Meine, einer Romantisierung Russlands entgegenwirken. Der Song entstand unter den Eindrücken von Konzerten der Gruppe 1988 in Leningrad und symbolisierte Ende 1990, als der Titel veröffentlicht wurde, die Hoffnung auf eine friedvollere Welt. Inzwischen habe das Lied aber seine Bedeutung als Friedenshymne eingebüßt.
Das Heft 107 wartet mit vielen weiteren spannenden Beiträgen auf. Darunter ein Bericht über die Urteile sowjetischer Militärtribunale in Dresden, wo zwischen 1945 und 1953 rund 2500 deutsche Zivilisten verurteilt wurden. Ein Artikel zur politischen Geschichte der Technischen Hochschule Ilmenau zieht Bilanz nach einer mehrjährigen Forschungsarbeit. Unter der Überschrift „Sibirisches Erdgas für Westeuropa“ wird auf ein Jahrhundertprojekt zurückgeblickt. Die Trassenprojekte der DDR lassen sich aber auch mit Fragen nach Energiesicherheit und geostrategischen Abhängigkeiten in der Gegenwart verbinden. Des Weiteren widmet sich ein Text der Transportpolizei der DDR, die gemeinhin als „Bahnpolizei“ galt. Es wird gezeigt, dass die Trapo nicht lediglich der verlängerte Arm der Stasi war, aber gleichwohl intensiv an diese berichtete. Rezensionen zu aktuellen Neuerscheinungen runden die Ausgabe ab. Neben Besprechungen zum Film „In einem Land, das es nicht gibt“ über die DDR-Modewelt und zu einer Studie über das Reisen und den Tourismus im Sozialismus wird die Streitschrift „Der Osten. Eine westdeutsche Erfindung“ einer kritischen Prüfung unterzogen.

Das Inhaltsverzeichnis und einige Leseproben finden Sie HIER.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 107) ist im lokalen Buchhandel oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Meldung vom 01. Juni 2023

70. Jahrestag des 17. Juni 1953: Stadtführung und Kinoveranstaltung

Am 17. Juni 2023 jährt sich der Volksaufstand 1953 zum 70. Mal. Die Geschichtswerkstatt Jena lädt an diesem Tag zu einer thematischen Stadtführung und einer filmischen Zeitzeugendokumentation ein.

Demonstranten umringen einen sowjetischen Panzer auf dem Jenaer Holzmarkt am 17. Juni 1953. Foto: Stadtarchiv Jena


„… und sucht eure Strausberger Plätze überall“, sagte der DGB-Vorsitzende Ernst Scharnowski aus West-Berlin in einer Radioansprache in den frühen Morgenstunden des 17. Juni 1953 gerichtet an die Demonstrierenden in Ost-Berlin und in der gesamten DDR. Auch Jena gehörte zu den Hochburgen des Aufstands gegen die SED-Diktatur.
Der Rundgang führt an historische Plätze des 17. Juni 1953 in Jena.
Treffpunkt: Hanfried-Denkmal, Marktplatz
Beginn: 13.30 Uhr
Die Teilnahme ist ohne Anmeldung und kostenfrei möglich.
Die circa 90-minütige Führung wird geleitet durch Detlef Himmelreich (Gästeführer der Stadt Jena) und endet am Opferdenkmal an der Gerbergasse. Danach ist ein Spaziergang und Gedankenaustausch auf dem Weg zur nachfolgenden Kinoveranstaltung in Jena-Ost möglich.

Verhängung des Ausnahmezustands nach dem Aufstand. Quelle: GWS-Archiv

 

Filmische Zeitzeugendokumentation „Der 17. Juni 1953 in Jena“ mit anschließender Diskussion.
In der 2014 entstandenen Zeitzeugenwerkstatt kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des 17. Juni 1953 in Jena selbst zu Wort.
Treffpunkt: Schillerhof-Kino (Helmboldstraße 1, 07749 Jena)
Beginn: 16.00 Uhr, Eintritt: 3 €

Vorbestellung der Kinokarten: https://www.schillerhof.org/de/programm?showName=juni
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale politische Bildung Thüringen.

 

Weitere Veranstaltungen zum 70. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in Thüringen sind zu finden unter: https://thueringen.de/70-jahre-volksaufstand

 

Meldung vom 04. Mai 2023

Neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ erschienen: Das Jahr 1983

Es war mutmaßlich das gefährlichste Jahr des Kalten Krieges, aber es versinnbildlicht auch Mut und Hoffnung angesichts von Atombedrohung und Aufrüstungslogik: 1983. Das neue Heft blickt zurück auf die Zeit vor 40 Jahren, um Ereignisse und Prozesse nachzuzeichnen, die von diesem Jahr ausstrahlen – zum Teil bis in die Gegenwart.
Der Umgang des DDR-Regimes mit Andersdenkenden zeigte sich im Frühjahr und Sommer 1983 gegenüber zwei in Jena entstandenen, zwar nur kurzlebigen, aber wegweisenden Gruppen: der unabhängigen „Friedensgemeinschaft Jena“ und der Ausreisebewegung „Weißer Kreis“. Im Juli wurde öffentlich bekannt, dass der klamme SED-Staat einen Milliardenkredit westdeutscher Banken erhalten wird, vermittelt durch den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Auf dem regionalen Kirchentag in Wittenberg kam es im September zur symbolischen Umschmiedung gemäß der biblischen Losung „Schwerter zu Pflugscharen“, einem offiziell zensierten Ausspruch im „Friedensstaat DDR“. Im Oktober sang Udo Lindenberg im „Palast der Republik“ fast ausschließlich vor FDJ-Claqueuren den Song „Wozu sind Kriege da?“. Seine Kritik an der Raketenstationierung – in Ost und West – kostete ihn die ersehnte DDR-Tournee im Folgejahr. Und doch stand die Welt in jenem friedensbewegten Jahr (erneut) am Abgrund, weil die sowjetische Seite die NATO-Übung „Able Archer“ im November kurzzeitig als direkte Kriegsvorbereitung des Westens einordnete. Ende des Jahres erhielt Lech Wałęsa, stellvertretend für die freie Gewerkschaftsbewegung Solidarność, den Friedensnobelpreis, den in Oslo seine Frau und sein Sohn in Empfang nahmen, weil Wałęsa befürchten musste, nicht wieder nach Polen einreisen zu können.
Die Rubrik Zeitgeschichte enthält die Rekonstruktion eines Raubzugs der Staatssicherheit nach Antiquitäten in Südthüringen sowie das Porträt einer widerständigen Schülergruppe, die 1950 in Jena Flugblätter und die Satirezeitschrift „Tarantel“ verbreitete. Im Interview berichtet die Regisseurin Christa Pfafferott über ihre Recherchen zum Dokumentarflm „Die Ecke“, eine Spurensuche rund um ein Foto aus den letzten Kriegstagen 1945 im thüringischen Oberdorla. Der Schriftsteller Renatus Deckert nähert sich anhand eines rätselhaften Bücherfundes der Biografie eines hauptamtlichen Stasi-Mitarbeiters und fragt: Wer war Peter G.?
Die Ausgabe wird abgerundet durch Buchbesprechungen zu einem geheimen Leipziger Tonband aus dem Jahr 1976, zu einem dissidentischen Erfurter Fotoalbum, zur Feldforschung in der ostdeutschen Provinz und zum kürzlich erschienenen „Schwarzbuch Putin“.

Das Inhaltsverzeichnis und Leseproben finden Sie hier.

Die neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 106) ist im lokalen Buchhandel oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Meldung vom 18. März 2023

Friedensgemeinschaft Jena 1983. Skizzen eines Protests

Mit eigenen Plakaten und Transparenten trat die Friedensgemeinschaft Jena am 18. März 1983 an die Öffentlichkeit. Vierzig Jahre danach, am 18. März 2023, zeigt die Geschichtswerkstatt Jena eine filmische Zeitzeugendokumentation zu dieser DDR-weit einmaligen Aktion zivilgesellschaftlichen Engagements unter den Bedingungen der SED-Diktatur.

Anfang der 1980er Jahre engagierten sich junge Menschen in Jena für Veränderungen, miteinander verbunden durch christliche, pazifistische und humanistische Motive. Vor 40 Jahren – im Frühjahr 1983 – trat eine Gruppe mit eigenen Aktionen und Forderungen an die Öffentlichkeit. Auf ihren Transparenten und Plakaten stand unter anderem: „Frieden schaffen ohne Waffen“, „Verzichtet auf Gewalt“, „Militarisierung raus aus unserem Leben“, „Weg mit dem Kriegsspielzeug“ und „Schwerter zu Pflugscharen“. Über den DDR-weit singulären Vorgang wurde auch im Westen berichtet. „Zehn sind manchmal wie Zehntausend“, so hatte der Schriftsteller Jürgen Fuchs, bereits 1977 nach West-Berlin ausgewiesen, die besondere Situation in Jena beschrieben. Doch neben der staatlichen Propaganda vom „Friedensstaat DDR“ wurden die Stimmen einer unabhängigen Friedensbewegung nicht geduldet. Nach Repressionen durch Behörden und Geheimpolizei (Aktion „Gegenschlag“) verließen die meisten Mitglieder der Friedensgemeinschaft das Land.

In der filmischen Dokumentation von Daniel Börner und Torsten Eckold kommen 13 beteiligte Zeitzeuginnen und Zeitzeugen selbst zu Wort. Welche Lebenswege und Entscheidungen führten sie damals als Gruppe zusammen? Was bedeutete das Eintreten für Frieden auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges? Wie schauen die Protagonisten auf das Erlebte zurück?

 
 
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